Conolus und Bischhofsmütze aus Ahaus

 

Hollekamp

 

Einer der interessantesten Kreideaufschlüsse auf dem Oberkreide Rücken des nördlichen Münsterländer Kreidebeckens, ist der ehemalige Aufschluss in Ahaus, der heute ein eingetragenes paläontologisches Bodendenkmal in Westfalen-Lippe ist (Stadt Ahaus. MTB 3907 Ottenstein).


Im Bereich Ahaus –Wüllen hat sich während des Turon lithologisch eine besondere Kreidefazies abgelagert. Durch zunehmenden Druck der auflagernden Sedimentschichten und durch Brüche in der Kreideplatte hat sich Salz der Perm-Zeit in Bewegung gesetzt und eine schwache Stelle in diesem Bereich näher an die Wasseroberfläche gedrückt als es in der Umgebung geschah.

Najdinothyris becksi (ROEMER 1841) Die dort abgelagerten Sedimente sind vergleichbar mit Schreibkreideablagerungen im Ostseegebiet, nur dass es sich in Ahaus nicht um einCoccolithen-Gestein handelt. Coccolithen sind planktonische Flagellaten und bestehen aus Scheiben die sich zu einer Kugel verbunden haben.

Aufgeschlossen waren das Unterturon, Mittelturon und das Oberturon. Für den Kreideabbau standen überwiegend Schichten des Mittelturons im Focus.

Bekannt geworden ist der Steinbruch über viele Grenzen hinweg, durch die vielen Seeigel. Ganz besonders wegen der Conoluslagen, von denen es zwei Stück gab. Innerhalb dieser Lagen, kamen Nestartig hunderte von kleinen Seeigeln (Conolus) vor. Daneben waren Brachiopoden und andere Seeigel zu finden (siehe Fossilliste).

 

Das Unterturon beginnt hier mit 6 m der rotgefärbten labiatus-Schichten. Darüber folgten 7 m helle Mergel, aus denen sehr große Ammoniten geborgen wurden. Zusammen bildeten diese Pläner-Kalke die Hesseltal-Formation in Ahaus. Conolus subrotundus

Die Mittelturons Fazies, die zu den lamarcki-Schichten gehören, und das darüber liegende Unterturon haben im Bereich Wüllen nur eine gering Mächtigkeit. Allein das Mittelturon hat hier lediglich ca. 15 Meter, während es im übrigen Münsterländer Kreidebecken aber mächtikeiten zwischen 30 – 40 Metern hat. Den Übergang zum Oberturon bilden die beiden Conolus Lagen. Auch das im Oberturon aufgeschlossene Hyphantoceras-Ivent tritt hier nur mit einem dünnen Band auf. Im östlichen Teil des Oberkreidebeckens ist diese Schicht aber 1 Meter mächtig. Die weißen bis gelblichweißen schreibkreideschichten sind nur schwach verfestigt.

Das damalige Kreidemeer hatte Mittelmeer Temperaturen und so kam es in dem Wüllener Bereich zu einer geradezu explosionsartigen Vermehrung einer Seeigelart. Aber auch für die anderen Individuen bestand hier ein idealer Lebensraum.

Die spektakulärsten Funde in Wüllen, waren Funde von „Meeresschildkröten“.  Im Jahre 1988 hat ein Privatsammler einen Schildkrötenpanzer (Bilder)  in Wüllen geborgen. Dieser Panzerrest aus der Familie der Protostegidae lag unter einer sehr großen Inocerame, die aber leider nicht gerettet werden konnte. Ein weiterer Knochenfund aus Wüllen wurde von Cajus Diedrich (2003) als Knochen einer Rhinochelys zugeordnet.

 

Toll das dieser spektakuläre Fund nach Münster gegangen und damit der Wissenschaft erhalten geblieben ist!

 Schildkrötenpanzer aus Wüllen (Foto + Finder P. Lepper)     Schildkrötenpanzer aus Wüllen (Foto + Finder P. Lepper)

 
Schildkrötenpanzer aus Wüllen (Foto + Finder P. Lepper)Rest einer Meeresschildkröte (Rhinochelys pulchriceps) aus Wüllen
(Foto + Finder P. Lepper)
 
  Seeigel Mikraster leskei
Seeigel Mikraster leskei

 

Heute gehört das Gelände zu den Stadtwerken Ahaus, die Grube ist komplett mit Wasser gefüllt, lediglich am Rand ragen Reste der einstigen Steinbruchwand aus dem Wasser


 

     
Fossilliste Ahaus Wüllen
     
     
Ammoniten Seeigel Brachiopoden
     
Lewesiceras peramplum(Mantell) Cardiaster cotteauanus(D'Orbigny) Cyclothyris cuvieri (D'Orbigny)
Lewesiceras lewesiensis(Mantell) Conolus gr. subrotundus(Mantell) Cyclothyris ventruiplanata (Schloenbach)
Puzosia austeni(Sharpe) Discuidea minima(Agassiz) Gibbithyris semiglobosa(Sowerby)
Mammites nodosoides(Schlotheim) Echinocorys gravesi(Desor.) Gibbithyris subrotunda(Sowerby)
Pseudoaspidoceras sp. Echinogalerus circularis(Schlüter) Kingena lima(Defrance)
Metasigaloceras rustikum(Sowerby) Hemiaster nasutulus(Sorignet) Orbirhynchia cuvieri(D'Orbigny)
Scaphites geinitzi(D'Orbigny) Infulaster exentricus(Woodward) Rectithyris becksi(Römer)
Hyphantoceras reussianum(D'Orbigny) Micraster leskei(Desmoulins) Terebratulina chrysalis(Schlotheim)
Allocrioceras cf. annulatum(Shumard) Micraster aff. corbovis(Forbes) Terebratulina rigida(Sowerby)
  Phymosoma radiata Najdinothyris becksi(Roemer)
  Salenia granulosa(Forb.)  
Nautiliden Salenia rugosa(Schlüter)  
  Sternotaxis planus(Mantell) Muscheln
 Eutrphoceras sharpei(Schlüter) Tylocidaris clavigera(König)  
    Inoceramus apicalis(Woods.)
    Inoceramus labiatus(Schlüter)
    Inoceramus lamarcki(Parkinson)
    Inoceramus lamarcki geinitzi(Tröger)
    Pycnodonte sp.
Gastropoden Schwämme Spondylus sp.
     
Pleurotomaria sp. Camerospongia fungiformis (Goldfuss) Würmer
  Chonella sp.  
  Cliona crtacea (Portlock)  Serpula sp.
  Siphonia geinitzi (Zittel)  
     
Fischreste Haizähne 1 Meeresschildkröte
  Cretolamna appendiculata(Agassiz)  
Ptychodus-Zahn Paranomotodon angustidens(Reuss)  Rhinochelys pulchriceps
Oxyrhina-Zahn Protoxynotus misburgiensis(Herman)  
  Pteroscyllium nolfi(Müller & Dietrich)  
  Squalicorax falcatus(Agassiz)  
  Odontaspis-Zahn  
  Weitere nicht bestimmbare Zähne